Kriegsfotografinnen

Der Kampf um Bilder, Leben und Tod

Mehr Frauen als Männer berichten heute aus Krisengebieten. Sie kommen an Orte, die Männern verwehrt sind. Sind sie Heldinnen oder fliehen sie vor dem Leben daheim? Der Film stellt Frauen vor, die die Kriege der letzten 100 Jahre mit der Kamera dokumentiert haben. Frauen, deren Fotos um die Welt gingen und immer noch gehen. Zum Beispiel:

Alice Schalek (1874 - 1956) aus Wien hat als eine der ersten Frauen im Krieg fotografiert. Als Berichterstatterin für die liberale Zeitung Neue Freie Presse machte sie Fotos von österreichischen Soldaten in der Etappe und an der Front in Tirol und am Isonzo. Fotos, die heute auf uns statisch und gestellt wirken. Daß aber eine Frau an der Front als Berichterstatterin arbeitet, hat damals auch so progessive Männer wie Karl Kraus entsetzt. Kraus überzog Alice Schalek mit übelstem frauenfeindlichen Spott, woraufhin diese sich mit einer Anzeige gegen Kraus wehrte.

Gerda Taro (1910 – 1937), Jüdin und Sozialistin aus Stuttgart, war Lebensgefährtin des legendären Magnum-Fotografen Robert Capa. Sie fotografierte im Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite und starb an der Front. Von Taro stammen Fotos, die bis vor kurzem noch Robert Capa zugeordnet wurden. Durch die Forschung der Schorndorfer Kulturwissenschaftlerin Irme Schaber hat man heute einen neuen Blick auf Gerda Taro, die erste Fotografin, die im Krieg gestorben ist.

Lee Miller (1907 – 1977) aus Poughkeepsie, New York, modelte in Paris und war die Muse von Man Ray und Jean Cocteau. Sieben Jahre nach Taros Tod kämpfte auch sie mit der Kamera gegen die Deutschen. Sie erlangte Weltruhm mit ihren Fotos vom Kriegsende in Deutschland. Legendär sind ihre Bilder in Hitlers Badewanne. Auch Lee Miller wird gerade wiederentdeckt. In der Wiener Albertina und im Londoner Imperial War Museum werden dieses Jahr ihre Fotos ausgestellt.

Camille Lepage (1988 – 2014) aus Angers mußte mit 24 Jahren ihre Mission mit dem Leben bezahlen mußte. Sie dokumentierte den Bürgerkrieg in Zentralafrika, berichtete von Gräueln, von denen selbst die UNO nichts weiß. Ihre Leiche wurde im Mai 2014 von französischen Soldaten gefunden.

Christine Spengler (geb. 1945) lebt auf Ibiza und in Paris. Sie ist der rote Faden des Films. Ihre Fotos aus Vietnam, Afghanistan, dem Iran, Tschad und aus Nordirland erschienen weltweit. Sie ist eine der wenigen Fotografinnen, die den Krieg scheinbar unbeschädigt überstanden haben. Aus ihrer heutigen Distanz heraus berichtet sie über das Leben als Frau in Krisengebieten, über die Vor- und Nachteile, die frau dort hat. Sie kann die Fotos ihrer legendären Kolleginnen beurteilen und einordnen, was diese Frauen um- und antrieb, und sie versucht zu erklären, warum heute der Anteil der Frauen in der Kriegsberichterstattung höher ist als im tagtäglichen Journalismus. Im April 2016 wird das Pariser Maison Européenne de la Photo ihre Bilder neu ausstellen.

Erstausstrahlung: 8. März 2016 (zum Internationalen Frauentag)

Eine Produktion von

SWR in Zusammenarbeit mit Arte

Ein Film von

Sigrid Faltin

Jahr

2016

Länge

53 / 60 Min.

Team

Kamera: Gerd Bleichert, Andreas Bein, Bill Turnley

Ton: Susan Schenk

Produktion: Jochen Dickbertel

Redaktion: Eva Witte


Online hier

„Wir machen Dokumentarfilme. Uns interessiert das wahre Leben.“
Sigrid Faltin, white pepper Film

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