Sie war die erfolgreichste deutsche Verlegerin ihrer Generation, eine Frau mit einer einzigartigen Karriere in der deutschen Nachkriegszeit, eine Frau, die Beruf, Familie und Glamour unter einen Hut zu bringen hatte. Aenne Burda aus Offenburg (1909 – 2005):
Unternehmerin, Grande Dame, Mutter.
Am Anfang der Karriere stand eine tiefe Verletzung. Sie war 40, Mutter von drei pubertierenden Söhnen, als sie erfuhr, dass ihr Mann seit Jahren eine Geliebte und eine Tochter hat, und dass er dieser Geliebten auch noch einen Modeverlag geschenkt hat. Aenne Burda stellte ihren Mann vor die Wahl: Scheidung oder Verlag. Die Burdas blieben zusammen, machten einen Ehevertrag, und führten von nun an das, was man heute eine „offene Ehe“ nennt. Aenne übernahm den Verlag ihrer Rivalin (inklusive deren Schulden) und startete durch. Mit ungeheurer Energie und dem richtigen Riecher für das, was sich Frauen in der Nachkriegszeit wünschten – praktische, aber schicke Mode zum Selbermachen – machte sie „Burda Moden“ zur erfolgreichsten Modezeitschrift. Aenne Burda wollte die deutschen Frauen schöner machen, selbstbewusster, und dachte und handelte dabei ganz praktisch.
Aus dem einst wilden Mädchen aus einer Offenburger Eisenbahnerfamilie wurde eine unabhängige, manchmal auch eigensinnige Verlegerin, die ihrem Mann zeigen wollte: ich bin besser als all Deine Geliebten. „Hätte ich einen Mann gehabt, der mich so geliebt hätte, wie ich ihn zu Beginn geliebt habe, nie hätte ich ‚Burda-Moden’ gemacht,“ sagte sie einmal. So wurde sie die „Königin von Offenburg“, häufig ungeduldig und hart, aber auch spendabel und großzügig, interessiert an Schönheit und Kunst. Andy Warhol porträtierte die Burdas 1973, als sie schon in der ersten Liga der großen deutschen Wirtschaftswunder-Familien spielten. Glanzvoller Höhepunkt ihrer Karriere und ihres Lebens war 1987 eine Modenschau im Moskau in Gegenwart von Raissa Gorbatschowa, als Aenne Burda ihre Zeitschrift als erstes westliches Magazin in der Sowjetunion herausbringen konnte.
Der SWR produzierte über die ersten Jahre des Burda-Moden-Verlags einen zweiteiligen Spielfilm auf Grundlage der Biografie von Ute Dahmen. Die begleitende Dokumentation ist ein Porträt über das Leben von Aenne Burda, der Grande Dame der deutschen Nachkriegsmode. Wie hat sie dieses Leben gemeistert, was hat sie glücklich gemacht, welchen Preis musste sie zahlen? Eine Dokumentation mit charmanten, teilweise bislang unveröffentlichten Archivaufnahmen und mit Erinnerungen von Familienangehörigen, ehemaligen Mitarbeiterinnen, Kolleginnen und ihrer Biografin.